Zum Verfahren gegen Hatun und Can / 07. November 2010

Stellungnahme zu dem laufenden Verfahren wegen Verdacht auf Spendenveruntreuung des Frauennothilfe-Vereins “Hatun und Can“

In Zeiten des Kampfes um ein erweitertes Verständnis für bedrohte Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund, die wegen der Selbstbestimmung ihrer Lebensart oder individuellen Partnerwahl von ihren (!) Herkunftsfamilien bedroht werden und flüchten müssen, ist es besonders traurig, dass ein Frauennotverein, der tatsächlich viel Aufmerksamkeit auf diese Gruppe Hilfesuchender lenkte, jetzt für Negativschlagzeilen sorgt.

In Deutschland lebende muslimische Mädchen und Frauen, die unter patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen leiden und Unterstützung bei drohender Zwangsverheiratung und/oder Angst vor Ermordung im Namen der Familienehre suchen, benötigen dringend unsere Hilfe.

An den Peri e.V haben sich im Zeitraum von zwei Jahren (2009-2010) über 100 Mädchen und Frauen sowie einige junge Männer  aus dem muslimischen Kulturkreis gewandt. Die Anzahl der potentiellen Betroffenen dürfte jedoch um ein vielfaches höher sein, weil eine kollektiv betriebene Kontrolle die Umsetzung zur Flucht deutlich mehr hemmt, als es Frauen erfahren, die aus einem westlichen Kulturkreis stammen und „nur“ vor EINEM schlagenden Mann Zuflucht suchen.

Staatliche Angebote für Betroffene gibt es nicht, denn, die noch existierenden Frauenhäuser, bei denen immer wieder Mittelkürzungen vorgenommen oder eine Kürzung der Mittel im Raume steht, verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen, um auf die besonderen Umstände der Frauen aus diesem Kulturkreis einzugehen. Die dringende Hilfeleistung ist  daher häufig privaten Vereinen oder Initiativen überlassen!

Die Meldungen über erhöhte Personalkosten bei „Hatun und Can“ stoßen in unserem Verein auf  großes Unverständnis. Richtig ist zwar, dass für Unterbringung, Aufsuchen von Ämtern, Hilfe zur Flucht und öffentliche Aufklärung auch von diesem Vereinfinanzielle Aufwendungen erbracht werden müssen, doch die dafür angegebenen Ausgaben bewegen sich im astronomischen Bereich.

Peri e.V. finanziert sich derzeit allein über Mitgliedsbeiträge und kleinere Geldspenden. Seine Mitglieder, die aus verschieden Berufsgruppen kommen, helfen ehrenamtlich aus ethisch-moralischer Verpflichtung und Solidarität mit den betroffenen Opfern heraus.

Im Namen der Hilfesuchenden erwarten wir, dass die Veruntreuungsvorwürfe im Gerichtsverfahren um „Hatun und Can“ aufgeklärt werden und hoffen, dass das nicht zum negativen Ansehen ähnlicher Notvereine führt.

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

Serap Cileli
(1. Vorsitzende Peri e.V.)

 

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