Demonstration und Mahnwache in Stuttgart / 16. Mai 2009

Tatort Deutschland: 70 „Ehrenmord“ - Opfer in neun Jahren
Eine Mahnwache zum Gedenken an die Opfer von Ehrverbrechen Gülsüm Semin und Morsal Obeidi

peri - Verein für Menschenrechte & Integration e.V. und TERRE DES FEMMES e.V. rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, an der Demo, Kundgebung und Mahnwache

am 16. Mai 2009 in Stuttgart

teilzunehmen und sich mit den betroffenen Frauen zu solidarisieren.

Der Protestzug startet um 12:00 Uhr am Josef-Hirn-Platz.
Kundgebung und Mahnwache beginnen um 13:00 Uhr
(Platz Kronprinz-/ Ecke Büchsenstraße).

Gülsüm Semin, Morsal Obeidi, Gönül Karabey und Hatun Sürücü sind die bekanntesten "Ehrenmord" – Opfer in Deutschland. Sie sind keine Einzelfälle.

02.03.09: Gülsüm Semin strebte einen westlichen Lebensstil an und lehnte eine Zwangsverheiratung als Verstoß gegen ihre Menschenrechte ab. Gülsüm war keine Jungfrau mehr. Das war ihr Verhängnis. Die 20-jährige wurde von ihrem Drillingsbruder zuerst erdrosselt und danach ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. „Die Art der „Gewalteinwirkungen sind ein Zeichen dafür, dass Schande getilgt wurde. Mehr als es für einen Mord nötig gewesen wäre”, so Hoppmann, Leiter der Mordkommission.

15.05.08: Die erst sechzehnjährige Morsal Obeidi wird von ihrem 24-jährigen Bruder heimtückisch mit 23 Messerstichen ermordet, weil sie sich aus der Sicht ihres Bruders zu westlich verhielt. Dieser Ehrenmord ist der erste, welcher von der deutschen Justiz mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe bestraft wurde.

13.06.05: Ali K. (25) erschießt seine 20-jährige Schwester Gönül K. in Wiesbaden, nachdem sie sich mit einem Deutschen verlobt hat.

07.02.05: Ayhan Sürücü (18) richtet seine 23-jährige Schwester Hatun mit drei Kopfschüssen an einer Bushaltestelle in Berlin Tempelhof hin.

Diese Frauen stehen für unzählige namenlose „Ehrenmord“–Opfer, deren langjähriges Martyrium ein tödliches Ende fand. Sie stehen für unzählige namenlose Mädchen und Frauen, die unter Gewalt im Namen der Ehre leiden.

Die Ehre der Frauen ist unantastbar, deshalb fordern wir:
Lebenslänglich bei „Ehrenmord”! Keine kulturelle Toleranz bei Gewalt und Willkür!

Dringend notwendig ist:

  • einen eigenen Straftatbestand „Zwangsheirat“ in das Strafgesetzbuch einzufügen,
  • Zwangsverheiratung in den Katalog der Auslandsstraftaten aufzunehmen,
  • die Verlängerung von Rückkehroptionen für Frauen und Männer, die ins Ausland verheiratet wurden,
  • ein eigenständiges Aufenthaltsrecht von zwangsverheirateten Ehegatten,
  • die Eheaufhebungsfrist von einem Jahr auf drei Jahre verlängern,
  • Unterstützung durch Jugendhilfeleistungen sicherzustellen- auch für junge Volljährige,
  • der Erhalt und die Schaffung von spezialisierten Beratungs- und Schutzeinrichtungen,
  • die Verbesserung des Opferschutzes und Verstärkung der Präventionsarbeit


Wir verleihen diesen Forderungen Nachdruck!
Ein „NEIN - gegen Morde im Namen der Ehre“ ist nicht genug, Veränderung braucht Engagement.

Raus auf die Straße! ZUR DEMO!

Programm der Kundgebung am 16. Mai 2009 um 13 Uhr:

Gruß/Eröffnung:
- Serap Cileli, Vorsitzende von peri e. V., Buchautorin und Menschenrechtlerin
- Szenische Aktionen aus der Performance "Sie hätte gehorchen müssen" von der Stuttgarter Performance-Künstlerin Dorothea Walter (*).

Redebeiträge:

  • Rahel Volz, Leiterin des Referats "Gewalt im Namen der Ehre" der Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES
  • Helga Schopp, peri e.V – Mitglied
  • Dazwischen, Gedichte, Texte gegen "Ehrenmorde", Frauenrechte im Internationalen Recht und Forderungen an die deutsche Politik, mit Kurzbeiträgen.
  • Gedenkminute


(*) Im Laufe der Kundgebung wird Dorothea Walter zwischen den Ansprachen jeweils ca. 5 Minuten Performance zeigen.

15:00h Ende der Kundgebung

Redebeiträge können am 16.Mai 2009 auf den offiziellen Websites www.peri-ev.de und www.frauenrechte.de nachgelesen werden.

 

Kontakt für weitere Informationen:
Pressestelle peri e.V.
Bachgasse 44
D-69469 Weinheim
E-Mail: kontakt(at)peri-ev.de
Internet: www.peri-ev.de