Die Akte Iptehal Z.

Im August 2008 wird die erst 20-jährige Iptehal von ihrer eigenen Familie ermordet. Der Fall wird als der »Mord an der A45« deutschlandweit bekannt. Als Tatmotiv gilt die Wiederherstellung der Familienehre, weil Iptehal ein zu westliches Leben geführt habe. Im Januar 2010 wird ihr Cousin Ezzedin zu 14 Jahren Haft verurteilt. Nun müssen sich seit dem 15. März 2013 die übrigen Familienmitglieder, die an der Tat beteiligt gewesen sein sollen, vor Gericht verantworten.

Ihre Freunde beschreiben Iptehal als aufgeschlossen und lebenslustig. Die junge Frau war wie viele ihrer Altersgenossinnen an moderner Kleidung interessiert, wollte studieren, keinen Kopftuch tragen und eine Beziehung mit einem Mann führen, den sie selber aussuchen kann. Nichts Ungewöhnliches, aber zu westlich für ihre konservative Familie.

Am Sonntagmorgen wird die Leiche der 20 Jahre alten libanesischen Kurdin Iptehal im Gebüsch auf dem Rastplatz Sterbecker Siepen an der A45 gefunden. Offizielle Ermittlungen ergeben, dass Ezzedin (Cousin) sie an den Beinen festhielt und ihr Onkel Hussain sie erschoss. Drei Schüsse sollen abgefeuert worden sein. Zum Zeitpunkt des Mordes lebt die junge Frau bereits in einem Frauenhaus in Iserlohn, weil sie Angst vor ihrer Familie hat. Die Mutter des Opfers soll sie unter Falschangaben zum Tatort gelockt haben, wo Iptehal bereits erwartet wurde.

Im Januar 2010 wird ihr Cousin Ezzedin zu 14 Jahren Haft verurteilt. Ihr Onkel Hussain befand sich bis 2012 auf der Flucht, bis er in Finnland festgenommen wird. Im Urteil von 2010 steht, dass ein Familientribunal den Tod der jungen Frau beschlossen hatte, weil ihre westliche Lebensweise nicht den Wertvorstellungen der Familie entsprach.

Nach der Urteilsverkündung randaliert die Familie im Gericht. »14 Jahre! Sie haben sein Leben kaputt gemacht!«, soll Ezzedins Vater wild gerufen haben. Ähnlich wie im Fall Arzu Özmen wird nicht das Opfer betrauert, sondern die Verurteilung der Mörder.

Nun müssen sich am 15. März 2013 die Mutter von Iptehal, Asysa, ihr Bruder Hüsein und ihre beiden Onkel Hussain und Mohamad vor dem Landgericht Hagen verantworten. Alle Angeklagten befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.