Ministerpräsident Recep Erdogan / 07. März 2011

peri e.V. nimmt Stellung zum Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Düsseldorf

Premier Erdogan ist ein gefährlicher Polemiker und in seinem wachsenden Einfluss eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für den europäischen Frieden! Vor zwei Wochen strahlte Al Jazeera seine an die arabische Welt gerichtete Rede aus, in der er für die Einhaltung der Menschenrechte plädierte. Was dort als mutig und vorbildlich geschätzt wird, ist jedoch in Wahrheit ein falsches und hinterlistiges Spiel des türkischen Politikers, der von einer arabisch-türkischen islamischen Weltmacht träumt. Seit Monaten bereist er die Golfstaaten, um dort das Image seines Landes aufzupolieren und die „1000-jährige Brüderlichkeit“ zu neuem Leben zu erwecken. Und Jahrhunderte alt ist auch die Ideologie, die in dem Teil der Gesellschaft schlummert, an die er seine berechnenden Worte richtet. In seinen Reden bittet er darum, die Streitigkeiten und Differenzen des 19. und 20. Jahrhunderts zu vergessen, als die arabischen Völker sich gegen die osmanische Herrschaft erhoben, und sich auf die historischen Gemeinsamkeiten zu besinnen, die Araber und Türken verbinden. Er wettert gegen die christlichen Aggressoren und nutzt die für ihn günstig erscheinende arabische Revolution und den Niedergang diverser arabischer Herrscher, um die Gunst in der arabischen Bevölkerung zu erlangen.

Ein Politiker in der Blüte seiner wachsenden Macht, der sich in die Herzen aller Muslime einschleicht und selbst in Düsseldorf den Status eines Popstars erreicht: Bilder, die uns aus der Geschichte nicht unbekannt sind. Die Umma ist für ihn ein effizientes Werkzeug, über das zurzeit kein anderer Politiker der Welt verfügt. Seine Anhänger fühlen sich von ihm bestätigt, und selbstbewusst agiert er in einer Gesellschaft, deren Kritik an mangelnder Integrationsbereitschaft doch eigentlich noch jung ist, und obwohl die von ihm angesprochene Volksgruppe mehr Aufmerksamkeit als jede andere erfährt.

Erdogan präsentiert sich als Retter und möchte den Türken „eine Identität geben“. Mit rhetorischer Geschicklichkeit vereint er „Unterdrückte“ mit ihren Herrschern. Wo sonst, als in einer einspurigen Gesellschaftsstruktur, in der weder Frau noch Mann das Recht auf reale Selbstbestimmung besitzen, kann ein Demagoge so leicht die Massen vereinen?

Wohl kaum ein Anhänger der Erdogan-Bewegung könnte einen nichtmuslimischen Partner an der Seite seiner Tochter dulden: ein von der deutschen Politik geduldeter Rassismus und eine ebenso offene Diffamierung der deutschen Ur-Gesellschaft. Und wohl kaum jemand aus diesem Umfeld würde eine Kundgebung besuchen, die sich gegen einen „Ehrenmord“ richtet. Während die deutsche politische Elite den türkischen Führern die Hände schüttelt und sich um wirtschaftliche Beziehungen bemüht, kämpfen türkischstämmige Frauenrechtlerinnen einen einsamen Kampf um Recht und Freiheit einer geknechteten und misshandelten Gruppe innerhalb der muslimischen Völkergemeinschaft.

Statt das gefährliche Engagement dieser Frauen zu unterstützen, die über Verbrechen an schutzlosen Frauen und Kinder berichten, welche sich oft deutlich in ihrer Brutalität von denen vergleichbarer Gewalttaten abheben und welche nicht selten im Kollektiv gebilligt oder sogar gemeinschaftlich verübt werden, hüllt sich die Mehrheit der politischen Führung in  Zurückhaltung, würgt die Bemühungen dieser Heldinnen unserer Zeit sogar ab und duldet damit ein oft unermessliches und anhaltendes Leiden hilfloser Menschen.

 

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