Peri besucht jesidische Flüchtlinge in der Türkei / 15.08.2014
Seit einiger Zeit melden Nachrichtenagenturen die Übergriffe der Terrororganisation Islamischer Staat auf jesidische Menschen im Nordirak. Einige von ihnen konnten flüchten, doch viele sind der
Gewalt zum Opfer gefallen. Peri e.V. wollte mehr über das Schicksal der Jesiden erfahren und so besuchte unsere türkische Aktivistin Vildan Yirmibesoglu ein Flüchtlingslager in Batman (Türkei). Viele
von ihnen konnten noch im letzten Augenblick aus Sindschar (Irak) flüchten und sich vorerst im Südosten der Türkei in Sicherheit bringen. Unsere Peri-Aktivistin Vildan Yirmibesoglu brachte Hilfsgüter
und hörte den Menschen zu.
Ein Lagebericht von Vildan Yirmibesoglu
Es ist unübersehbar, dass die Gebete, Fatwen und Angriffsformen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) das Produkt einer patriarchalischen Mentalität sind. Im Laufe der jesidischen Geschichte
habe dieses Volk 72 "Fermans" überlebt. Als Ferman bezeichnet man einen Erlass oder auch Dekret in islamischen Ländern. Für die Jesiden stehen die Fermans synonym für ein Pogrom, gewaltsame und
systematische Übergriffe auf ihre Religionsgruppe.
Derzeit erleiden die Jesiden die 73. Pogrom, in deren Resultat sie trotz widriger Umstände wie Verarmung, Arbeitslosigkeit und Gewalt Widerstand leisten. Ein Kampf ums Überleben.
Es ist unlängst bekannt, dass der IS im Nahen Osten einen Krieg, ja sogar ein Massaker, an allen ethnischen und religiösen Gruppen verübt, die sich seinem schariatischen System nicht beugen. Die
Gewalt des IS richtet sind insbesondere gegen Frauen, weswegen ich die internationale Frauenbewegung dazu aufrufe, sich mit ihnen zu solidarisieren.
Wenn man die Taten dieser Terrororganisation genauer betrachtet, so wird man unlängst feststellen, dass hier ein männlicher Imperialismus betrieben wird, der Frauen und Kinder tötet, foltert,
vergewaltigt und verkauft. Die Frauen, mit denen ich hier in Batman gesprochen habe, berichten von Familienmitgliedern und Freunden, die in Ketten für lumpige $ 400 als Sklaven nach Saudi-Arabien
verschleppt und wie Tiere verhökert werden. Ein jesidischer Mann berichtet mir, dass seine Frau und Mutter von der Terrorgruppe IS verschleppt wurden, als sie ihre 5 Jahre junge Tochter vor deren
Zugriff schützen wollten.
Der Islamische Staat installiert eine männliche Jihad-Bewegung und opfert hierzu nicht nur jesidische, kurdische, schiitische oder arabische Frauen als Sexsklaven, sondern viele weitere ethnische und
religiöse Gruppen.
Besonders wehrlos ist natürlich die kleine Volksgruppe der Jesiden, deren Frauen und Kinder sich der Gewalt und der Macht des IS nicht alleine entziehen können und weiterhin den Vergewaltigungen
ausgesetzt sind.
Doch jede Gewalt, jede Vergewaltigung an einer jesidischen oder arabischen Frau, ist letztlich ein Gewaltakt gegen jede Frau auf dieser Welt. Der Kern dieser Problematik ist noch nicht einmal
körperlich, sondern die Ideologie, die dahinter steht. Es geht um die weibliche Identität, den Zusammenhalt einer weltweiten Frauenbewegung, die sich diesen Gräueltaten widersetzt. Ungeachtet jeder
ethnischen, religiösen oder geschlechterspezifischen Zugehörigkeit müssen alle Humanisten zusammenstehen und gemeinsam dieses Massaker bekämpfen und beenden. Jeder Angriff auf eine Frau, ein Kind
oder auch auf einen Mann, ist ein Angriff auf die Menschenwürde und muss geahndet werden.
Die Staatengemeinschaft darf die Terrororganisationen Islamischer Staat nicht mehr so weitermachen lassen. Mit jeder Sekunde erlischt ein weiteres wertvolles Menschenleben.
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